Höxter. Keine Pestizide, kein Kunstdünger, kein Torf: Das sind die Kernkriterien der Aktion "Natur im Garten", eine vom Land Niederösterreich getragene Initiative. Auf Einladung des Fördervereins und der Durchführungsgesellschaft der Landesgartenschau Höxter sind rund 100 Gartenfreunde ins Historische Rathaus gekommen, um sich über die Aktion, die nun auch hier in der Region etabliert werden soll, informieren zu lassen. 

"Ich bin begeistert von dem großen Interesse", sagte Daniel Hartmann, Schatzmeister des Fördervereins, angesichts des vollen Rathaussaales. Auch Christa Ringkamp, geschäftsführende Präsidentin der "European Garden Association - Natur im Garten International", freute sich über die vielen Zuhörer, denen sie die Aktion an diesem Abend näher bringen durfte. 
Bei der Aktion "Natur im Garten" wird großer Wert auf biologische Vielfalt und die Gestaltung mit heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen gelegt. Wer seinen Garten oder auch seinen Balkon auf diese Weise bewirtschaftet, kann sich mit der "Natur im Garten"-Plakette auszeichnen lassen. "Europaweit wurden bereits 21.000 Plaketten verliehen", berichtete Christa Ringkamp. 
Und wie sieht ein solcher Naturgarten aus? Christa Ringkamp präsentierte nicht nur einige Beispielfotos, sondern hatte auch konkrete Tipps parat: "Alles, was im Garten gewachsen ist, sollte auch im Garten bleiben", erklärte sie. Statt Torf solle Laub zum Mulchen verwendet werden. Auch Gemüsegrün eigne sich dafür. "Jeder Naturgarten sollte auch ein wildes Eck haben", führte die studierte Architektin und Landschaftsplanerin weiter aus. Gemeint sind damit Bereiche, die nicht regelmäßig gepflegt werden und sich frei entwickeln können. Dort dürfe auch die Brennnessel wachsen, die eine unerlässliche Futterpflanze für viele Schmetterlinge sei. Solch ein wildes Eck biete zudem dem Igel, der auch das Maskottchen der Aktion "Natur im Garten" ist, einen idealen Rückzugsort. "Statt exotische Pflanzen, sollten mehr alte Sorten einen Platz im Garten finden", lautete ein weiterer Rat von Christa Ringkamp, die in Berlin lebt, ihre Kindheit aber in Albaxen verbrachte. 
Wer seinen Garten nach den "Natur im Garten"-Kriterien bewirtschaftet, kann sich mit der Plakette auszeichnen lassen. Alle dafür erforderlichen Kriterien können im Internet unter www.naturimgarten.at nachgelesen werden. Die Auszeichnung wird dann im Rahmen einer Gartenbesichtigung, bei Einhaltung der erforderlichen Kriterien, gemeinsam mit einer Urkunde verliehen. Die Prüfung übernehmen so genannte Gartenberater, die den Menschen vor Ort auch als Experten zur Seite stehen werden. Interessierte können sich in einem viertägigen Seminar in Österreich dazu ausbilden lassen. Einer von ihnen wird Ralf Haffke, Leiter der Stadtgärtnerei, sein. Weitere Interessierte werden gesucht. Der Förderverein plant auch, eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, in der sich die Teilnehmer untereinander austauschen können. 
"Können auch Interessierte aus dem benachbarten Niedersachsen bei der Aktion mitmachen?", lautete eine Frage aus dem Publikum. "Die Weser stellt keine Grenze dar", betonte Daniel Hartmann. Darüber freute sich auch Cornelia Bruder aus Lauenförde, die mit großem Interesse die Informationsveranstaltung verfolgte. Ihren Garten beschreibt sie als "Hundertwasser-Dornröschen-Garten". Jede freie Minute verbringe sie dort, erzählte sie. Daher wolle sie ihren Garten nicht nur zertifizieren lassen, sondern sich gerne auch zur Gartenexpertin ausbilden lassen. Wer ebenfalls Interesse an dem Projekt hat, kann sich per Email an info@foerderverein-lgs.org an den Förderverein wenden. Die Interessierten werden dann über die Neuigkeiten zum Projekt auf dem Laufenden gehalten. Die ersten Gartenzertifizierungen werden voraussichtlich ab Mai 2020 möglich sein. Darüber hinaus weist der Förderverein darauf hin, dass die VHS Höxter Marienmünster in Anlehnung der Aktion eine zwölfteilige Veranstaltungsreihe zum Thema "Naturgarten" anbietet.